Die Lage ist und bleibt unübersichtlich…

In der letzten Woche stand in Sachen Corona die Infektion von mehr als 1.500 Mitarbeitern des größten Fleischproduzenten Deutschlands (Firma Tönnies in Gütersloh), der deswegen erneuerte Lockdown in den Kreisen Gütersloh und Warendorf sowie bundes- und europaweite Reaktionen darauf, z.B. Urlaubs- und Einreiseverbote für Menschen, die in der betroffenen Region leben, im Mittelpunkt des medialen Interesses. Das wird sich vermutlich in dieser Woche noch fortsetzen. Im Zentrum des Interesses steht aktuell die Ausbreitung des Virus über die Beschäftigten der Firma Tönnies hinaus. Demgegenüber ist die Situation in den Kitas deutlich in den Hintergrund getreten. Die Wiedereinstieg in die eingeschränkte Regelbetreuung findet überwiegend Zustimmung. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtet im Bochumer Lokalteil am 26. Juni 2020 allerdings über die Verärgerung in einer Evangelischen Kita: "Wut in den Kitas: Schutzmasken nicht brauchbar." Die vom NRW Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) zur Verfügung gestellten Masken sind "nicht zu gebrauchen."

In zwei Bochumer Grundschulen gab es in der letzten Woche Infektionen. 25 und 27 Kinder sowie Lehr- und Betreuungskräfte wurden in Quarantäne geschickt (WAZ, Lokalteil vom 23. und 27. Juni 2020). Die am 29. Juni in NRW beginnenden Schulferien verschaffen den Schulen nun erst einmal eine Atempause. In der Diskussion sind allerdings das Ferienprogramm NRW und – mit Blick auf die Zeit nach den Schulferien – die personelle Situation in den Schulen.

Ferienprogramm
Das NRW Ferienprogramm für Kinder aus benachteiligten Familien – wir haben darüber in unserem Blog schon mehrfach berichtet (siehe z.B. Blog vom 8. Juni 2020 – Ferienbetreuung und die Hochschulinitiative “Lernferien NRW“) soll zu Beginn der Sommerferien in NRW  starten. „Insgesamt könnten damit (laut Bildungsministerin Gebauer) rund 400.000 Kinder aus den Klassen 1 bis 8 erreicht werden… 15 bis 20 Schüler könnten täglich sechs Stunden lang an 15 Werktagen betreut und geschult werden.“ (WAZ vom 24. Juni 2020, Seite 2). Schulträger und Träger der Ganztagesbetreuung (OGS) können die Mittel dafür beantragen. Die maximale Förderhöhe liegt für drei Wochen und bei einer Gruppengröße von 20 Kindern bei 3.315.- €. Grundsätzlich wird das Programm von Lehrer- und Elternverbänden begrüßt. Aber es gibt große Zweifel, ob in der Kürze der Zeit Honorarkräfte in ausreichendem Maße rekrutiert werden können (WAZ vom 25. Juni 2020, Seite 2). Darüber hinaus sind die möglichen Zuschüsse knapp kalkuliert. Pro Kind stehen „maximal 11,05 Euro pro Tag und Kind zur Verfügung“ (ebd.) und für „die Betreuer (ist nur)… ein Stundensatz von zwölf Euro vorgesehen“ (ebd.)..

Personal(engpässe) in Kitas und Schule
Das NRW Familienministerium (MKFFI) fragt regelmäßig die Betreuungssituation in den Kitas in NRW ab. Die letzte Abfrage vom 15.6. bezog sich auf den eingeschränkten Regelbetrieb. Laut einer Rundmail des Ministeriums vom 23.6.2020 haben sich 79,6 Prozent der Kitas in NRW an der Regelabfrage beteiligt. Von den knapp 500t Kita-Plätzen in NRW wurden am 17.6. 392t genutzt. Das entspricht einer Quote von 78,9 Prozent. Die Quote der aufgrund von Gefährdung nicht einsetzbaren Fachkräfte wird mit 7,5 Prozent angegeben. Diese niedrige Quote passt zu der Mehrzahl der Rückmeldungen, die ich in den letzten zwei Wochen von Kitaträgern buw. -Leitungen bekam (siehe Blog vom 22.6.2020 – Personal(engpässe) und zu einer aktuellen von einem katholischen Träger mit fünf Einrichtungen, der aktuell von lediglich drei oder vier nicht einsetzbaren Kräften ausgeht. – Offensichtlich unterscheidet sich die personelle Situation im schulischen Bereich hiervon deutlich. Laut WAZ (24. Juni 2020, Seite 2) fallen „etwa 20 Prozent der Lehrer… wegen Corona-Risiken für den Präsenzunterricht aus oder sind krankgeschrieben.“ Die Landesregierung versucht dies zu kompensieren, indem die 1.450 zusätzlichen Lehrerstellen, die für die Rückkehr zu G9 im Schuljahr 2021_22 benötigt werden, schon ein Jahr eher eingestellt und dann nach Bedarf in allen Schultypen eingesetzt werden. (Ebd.)  Dies ist bei knapp 160t Lehrer*innen in NRW allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein!