Die letzte Woche in NRW Wo stehen wir? Was läuft gut? Wo gibt es Probleme?

Der eingeschränkte Regelbetrieb in den Kitas in NRW geht heute (22.6.) in die dritte Woche, die Wiederöffnung der Grundschulen in die zweite. Und es lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehen, ob diese von vielen Menschen, Kleinen und Großen, erhofften und herbeigesehnten Schritte in Richtung Normalität dauerhaft Bestand haben. Lokal musste die Wiedereröffnung mehrerer Kitas (z.B. in Duisburg, Witten, Bochum - siehe Westdeutsche Allgemeine [WAZ} Zeitung vom 9. Juni und 12. Juni 2020) auch Grundschulen (z.B. drei in Bochum, insgesamt sechs im Regierungsbezirk Arnsberg, WAZ vom 18. Juni 2020) aufgrund von Infektionen wieder zurückgenommen werden. Das spricht aber eher für die Sorgfalt lokaler Kontrolle und Schutzmaßnahmen und zu diesem Zeitpunkt nicht grundsätzlich gegen die Wiederaufnahme kitabezogener und schulischer Betreuung. Im Folgenden einige aktuelle Infos:

Grundschulen und Offener Ganztag (OGS)
Die kurzfristig von der Landesregierung beschlossene Wiedereröffnung der Grundschulen trifft auch auf Kritik: „ Streit um die Grundschul-Öffnung spitzt sich zu“ (WAZ vom 18. Juni 2020). Dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) geht das viel zu schnell. Dessen Landeschef Stefan Behlau spricht von „`Unruhe, Frust und Enttäuschung` unter Pädagogen aufgrund… `chaotischer Verhältnisse´ bei der Organisation des Unterrichts. `Viele Kollegen sind verärgert, auch weil ihnen das Gefühl vermittelt wird, dass ihre Arbeit für das Lernen auf Distanz, die Notbetreuung, das rollierende System, die Einhaltung der Hygienepläne… nicht mehr gesehen wird.´“ (Ebd.) Bei der Übermittagsbetreuung, die die Kinder auch wieder in Anspruch nehmen dürfen, wird „Chaos befürchtet“ (Ebd. vom 13. Juni 2020). Das hat unter anderem damit zu tun, „dass in der OGS normalerweise Kinder aus den Klassen eins bis vier in Gemeinschaftsräumen betreut und versorgt werden“ (ebd.), während sie am Vormittag streng nach Klassen getrennt werden. „In ihrer Not haben viele Rektoren die Eltern gebeten, die Kinder nach Möglichkeit nicht wieder in die OGS zu schicken. Andernfalls würden sie über Stunden im Klassenraum sitzen müssen.“ (Ebd.) NRW Schulministerin Gebauer ist es offensichtlich nicht gelungen, sich mit allen Beteiligten über den Zeitpunkt und von allen mitgetragenes Konzept für die Wiedereröffnung zu verständigen. Hier scheint dringender Handlungsbedarf.

Personal(engpässe)
Auf unsere Nachfrage zur personellen Situation in den Kitas haben wir eine ganze Reihe von Antworten bekommen. Der größere Teil fiel positiv aus: So sehen sich 5 Einrichtungen aus Köln und 4 aus Münster (Elterninitiativen und inhabergeführte Einrichtungen) ganz gut gerüstet, da in jedem der Team maximal 2 Personen zur Risikogruppe gehören). Auch eine Stadt in Westfalen (ca. 100t Einwohner) mit 9 städtischen Kitas sieht aktuell keine größeren Probleme. Von 130 Fachkräften gehören nur 20 zur Risikogruppe. Dies kann kompensiert, weil der Landschaftsverband den Einsatz aller Integrationskräfte, die sonst für die Einzelbetreuung von Kindern mit Behinderung und von Behinderung bedrohter Kinder zuständig sind, im Gruppendienst ermöglicht. Demgegenüber stehen 3 katholische Einrichtungen im Rheinland, in denen jeweils mehrere Fachkräfte zur Risikogruppe gehören und in denen schon seit einigen Monaten mehrere frei gewordene Stellen bisher nicht wiederbesetzt werden konnten.

Infektionen
„NRW startet große Corona-Studien an Kitas“ (WAZ vom 15. Juni 2020). In Bochum und Düsseldorf werden zwei größere Studien auf den Weg gebracht, in denen es um Kern darum geht, herauszufinden, „ob Kinder das Virus in sich tragen, obwohl sie keine Krankheitssymptome haben und ob sie das Virus weitergeben. Ergebnisse sollen Ende Juli vorliegen.“ (Ebd.) Bisher ist nach wie nicht abschließend geklärt, ob infizierte Kinder ähnlich ansteckend sind wie Erwachsene oder in deutlich geringerem Maße. Die Beantwortung dieser Frage steht im engen Zusammenhang damit, wie mit Kindern, die Krankheitssymptome haben, in Kitas und Grundschulen umzugehen ist. Aktuell gilt diesbezüglich eine sehr restriktive Vorgabe des Landes: „Kinder dürfen generell nicht betreut werden, wenn sie Krankheitssymptome aufweisen. Die Art und Ausprägung der Krankheitssymptome sind dabei unerheblich.“ (Handreichung des MKKFI – Seite 16) NRW zur Kinderbetreuung) Ein betroffenes Kind darf dann erst wieder in die Kita, wenn ein entsprechendes ärztliches Attest vorliegt, dass von ihm keine Gefahr einer Coronainfektion ausgeht. Da viele Kinder – und dies zunehmend im Herbst – mal husten oder schnupfen, ohne an Corona infiziert zu sein, kommen hier möglicherweise viele Arztbesuche auf die Eltern betroffener Kinder und die Kinderarztpraxen eine kaum zu bewältigende Zahl von Testungen. Es stehen in der Tat schwierige Entscheidungen an.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Was läuft gut? Was ist schwierig? Was könnte für andere von Interesse sein? Wie geht es Kindern, den Eltern? Wie läuft die Zusammenarbeit im Team? Wir freuen und von Ihnen zu hören oder zu lesen.