Wir müssen die Kinderperspektive einnehmen!

Im Gespräch mit der Fachberaterin für Kindertageseinrichtungen in Moers, Sonja Bäck, wurde mir deutlich, wie wichtig es ist, dass die Erwachsenen in dieser für alle Beteiligten neuen Situation versuchen, DIE PERSPEKTIVE DER KINDER EINZUNEHMEN. Die Kinder erleben, dass sie nicht mehr in die Kita dürfen, auch viele Erwachsenen verunsichert sind, "irgendwie" auf einmal alles ganz anders ist als sonst (=normal). Und: Sie, die Kinder, verstehen nicht WARUM! Das hat mit ihrem Alter zu tun. Je kleiner die Kinder sind, desto geringer ist ihr Abstraktionsvermögen. Was heißt das?

Ein paar Beispiele: Eine Erzieherin berichtet Frau Bäck, dass ein Kind, dass sie zuhause angerufen hat, sie gefragt hat: „Wann darf ich denn wieder in die Kita?“ Auf die Antwort der Erzieherin, dass das vielleicht nach Ostern der Fall wäre, fragte das Kind: „Wann ist das denn?“ Das heißt, Kinder in der Kita, vor allem die Kleineren, können sich noch keine abstrakten Zeiträume vorstellen, wie eine Woche, zwei Wochen usw. Was sie verstehen ist, wenn ich einmal oder auch zweimal geschlafen habe – wie am Wochenende –  dann geht es wieder in die Kita. Aber wann ist denn nach Ostern? Oder in drei Wochen? Ganz zu schweigen davon, dass man den Kindern nicht erklären kann, was eine Pandemie ist? Das verstehen ja schon viele Erwachsene nur mit Mühen!

Und wenn ich etwas, das mir nicht gefällt, weswegen ich vielleicht traurig bin, nicht verstehe, dann vergrößert das meine Verunsicherung. Mir fehlt etwas! Ich bekomme Angst! Etc. Dies und wie Kinder damit umgehen, verdeutlichen weitere Beispiele: So fragt ein anderes Kind, ob denn sein Lieblingsspielzeug noch in der Kita sei? Als die Erzieherin dies bejaht, ist das Kind erst mal beruhigt. Oder: Die Kinder vermissen ihre Erzieherinnen: Einige befürchten vielleicht, dass sie die möglicherweise nie mehr wiedersehen…?!? Oder sie bilden sich ein, dass die Erzieherin sich über sie geärgert hat und sie deswegen nicht mehr in die Kita dürfen?!? Klingt aus Erwachsenensicht erst mal unwahrscheinlich… Aber auch solche Phantasien können entstehen…

Dem können die Fachkräfte entgegenarbeiten – und zwar auf zwei Ebenen. Wie bieten den Kindern VERTRAUTES und wir machen die Kinder AKTIV. Auch hierzu ein paar Beispiele: .Es vermittelt ein bisschen Zuversicht, wenn die Kinder zum Beispiel ein Foto (per Post, per Mail, per WhatsApp bekommen, auf dem man sowohl vertraute, wenn auch leere Räume der Kita, ihnen bekanntes Spielzeug und die eine oder andere Erzieherin, das ganze Team sehen können. DAs nimmt die Sorge, dass DAS vielleicht ALLES gar nicht mehr da ist. So fragt iin Fünfjähriger eine Kita-Leitung im Telefonat: „Sitzt du in deinem Büro am Schreibtisch und die Tür ist auf, so dass ich darein gucken kann? So wie immer, wenn ich in der Kita bin?“ Dieser Anblick ist ihm vertraut und es ist beruhigend zu erfahren, dass doch noch etwas so ist, wie es immer ist…. Oder: Ein andere Kita hat den Kindern per Email angeboten, dass sie sich in den nächsten Tagen ihr Lieblingsspielzeug aus der Kita nachhause holen dürfen. Die Kinder teilen mit, was sie haben möchten, und das wird dann verpackt und mit dem Namen des Kindes versehen vor der Kita zum Abholen bereit gestellt. Bietet sich auch an für die Osterpräsente, die das Team für die Kinder schon beschafft hatte. Oder?

Darüber hinaus macht es Sinn, die Kinder zu Akteuren zu machen. Hierzu gehört die Aktion: Wir bleiben zu Hause!  Die Kinder malen ein Bild und hängen es zuhause in ein Fenster, das zur Straße geht. So kommunizieren sie ihre Situation `in die Welt´! Ausführlich hierzu in unseren Blog von gestern. Oder: Wir schreiben den Kindern Briefe nachhause mit Bastel- oder anderen Angeboten, was sie zuhause, alleine oder auch mit ihren Eltern machen können. Drei Briefvorschläge finden Sie hier. Oder: Wirt reten mit den Kinder über YouTube in Kontakt, wie die Hummelburg und die Kleinen Abenteuerer in Hinte

Und noch ein Beispiel, dass eine Erzieherin per Mail an Sonja Bäck weitergegeben hat: „Wir haben heute den zweiten Brief an die Kinder verschickt. In diesem Brief erzählen wir den Kindern, wer zurzeit noch im Kindergarten arbeitet und was wir in der ersten Woche alles im Kindergarten gemacht haben. Wir haben ihnen geschrieben, dass der Kindergarten ganz leer und leise ohne sie ist und das wir sie vermissen. Ich habe dann ein paar Fotos von den leeren Gruppenräumen dazu gefügt. Hier können die Kinder ihre Gruppe sehen und wir schaffen damit eine Verbindung. Außerdem haben wir heute eine Geschichte zum 1. April dazugefügt.“

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