Ein nicht unbedeutender Baustein, damit dies gelingt, ist die personelle Ausstattung von Kitas. Auf die seit Jahren bekannte, wissenschaftlich begründete und von der Politik auch nicht (mehr) infragegestellte strukturelle Unterausstattung der Kitas in Deutschland haben wir zuletzt in den Blogs vom 7.9.2020 und 30.8.2020 hingewiesen. Umso wichtiger ist es kurzfristig, dass das Programm der

Alltagshelfer*innen für Kitas in NRW
im Jahre 2021 fortgesetzt wird. „Stamp kündigte zudem an, dass das Landesangebot am Kita-Träger, sogenannte  Alltagshelferinnen einzustellen, auch 2021 gelten werde.“ (WAZ, ebd.) Über dieses Programm und die Förderkonditionen haben wir schon mehrfach berichtet (siehe Blog vom 18.07.2020). Bisher liegen keine Statistiken vor, in welchem Umfang die Träger auf dieses Programm zugreifen. In meinen Beratungskontakten bin ich auf mehrere unterschiedliche Konstellationen und Varianten gestoßen:
– Ein städtischer Träger im nördlichen Ruhrgebiet hat in jeder seiner Kitas eine*n Alltagshelfer*in mit einem 30h-Vertrag (Tarif TVöD) angestellt. Der Druck ist hier sehr groß, weil aktuell 25 Prozent des festen Kitapersonals wegen aktueller Krankschreibungen bzw. Zuordnung zur Coronarisikogruppe ausfallen.
– Die Kita am Wald e.V. in Castrop-Rauxel, eine Elterninitiative mit 55 Kindern, hat drei Alltagshelfer*innen als Minijobberinnen angestellt. Diese wurden zum Teil in der Elternschaft der Kita rekrutiert. Siehe ausführlich hierzu den Blog vom 25.8.2020).
– Mehrere inhabergeführte Einrichtungen und Elterninitiativen im Kölner Raum haben kaum Personalausfälle, verfügen zusätzlich über Praktikant*innen und / oder Freiwilligendienstler*innen und verzichten bisher vollständig auf Alltagshelfer*innen.
– Ein größere Zahl katholischer Einrichtungen im Münsterland hat aktuell wenig Personalausfälle, hat aber in jeder Kita eine*n Alltagshelfer*in eingestellt bzw. schließt gerade die Verträge für den Arbeitsbeginn in den nächsten Tagen ab.
Bei den Diskussionen über den Einsatz der Alltagshelfer*innen wurde deutlich, dass es in der Elternschaft auch Skepsis gibt, ob diese, da sie nicht über eine pädagogische Qualifikation verfügen müssen, auch angemessen mit den Kindern umgehen können. Die Alltagshelfer*innen können den Kindern in einzelnen Situationen (z.B. Hilfe beim Händewaschen, Garderobe etc.) ja sehr nah kommen. Deswegen sollten die Hilfskräfte gut eingeführt und begleitet sowie vor allem auch den Eltern vorgestellt und mit diesen bekannt gemacht werden. Die Kitas, mit denen ich Kontakt hatte, hatten in der Mehrzahl die Alltagshelfer*innen aus ihrem direkten Umfeld (z.B. Elternschaft, ehemalige bzw. in Elternzeit befindliche Kolleg*innen) rekrutiert bzw. für pädagogische Fragen aufgeschlossene Personen (in Vorbereitung auf eine Erzieher*innenausbildung, erfahrene Mütter, potentielle Umschüler*innen etc.) gefunden. Das Programm für Alltagshelfer*innen des Landes NRW ist in der aktuellen Krisensituation eine sinnvolle und auch dringend nötige Unterstützungsmaßnahme für die Kitas vor Ort. Es sollte uns aber nicht den Blick dafür verstellen, dass es insgesamt besserer Personalschlüssel in den Kitas als Teil eines zukunftsweisenden Masterplans für die Elementarbildung bedarf.

Was noch?
-„Corona lässt Elterntaxis kreisen“ (WAZ vom 10.9.2020, Rhein-Ruhr). Es werden aktuell wesentlich mehr Kinder von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht als vor der Corona-Krise. Eltern sagen: „Wir wollen nicht, dass sich unsere Kinder in überfüllten Bussen mit Corona anstecken.“ (Ebd.). Von den 1000 zusätzlichen Schulbussen, die das Land durch bereitgestellte Mittel möglich gemacht hat, sind bisher nur 500 im Einsatz. Regional wird sehr unterschiedlich damit umgegangen. In manchen Städten ist kein einziger zusätzlicher Bus bisher auf die Straße gekommen. Der ÖPNV-Betreiber DSW21 in Dortmund: „Wir haben die Fahrten im Schulbereich mehr als verdoppelt.“ (Ebd.)
– „Klagen über Chaos im Offenen Ganztag“ (WAZ vom 9.9.2020. Seite 1). Dass der Offene Ganztag in NRW personell vollkommen unzureichend ausgestattet ist, ist lange bekannt. Die vorhandenen Mitarbeiter*innen sind nicht in der Lage die Hygienekonzepte und -maßnahmen angemessen umzusetzen. Verdi-Gewerkschaftssekretär Serdar Botzemur: „`Das ist schlimmer als im Wilden Westen. Es fehlen oft Hygienemittel und vor allem landesweite Mindeststandards zum Personalschlüssel, und es gibt keine festen Vereinbarungen über Gruppen und Raumgrößen.´ Es gebe Offene Ganztage, in denen eine Person zeitweise bis 60 Kinder betreue…. NRW-Schulstaatssekretär Mathias Richter sagte auf Anfrage, dass derzeit Gespräche zur qualitativen Weiterentwicklung der OGS liefen. Alltagshelfer seien aber nicht vorgesehen.“ (Ebd.) Das ist nicht wirklich nachvollziehbar: Es geht um zeitnahes Krisenmanagement..
– „Lange Leitung bei der Digitalisierung“ (WAZ vom 12.9.2020, Lokales Bochum). Es gelingt offensichtlich in Bochum insgesamt 9000 Schul-Tablets noch in 2020 zu erwerben und diese 3000 Lehrer*innen und 6000 bedürftigen Schüler*innen zur Verfügung zu stellen. Es fehlt aber an Servicepersonal, um diese dann auch zeitnah in Betrieb nehmen zu können. Die GEW sieht „den Bedarf an Servicepersonal an allen Bochumer Schulen (bei) etwas 100 Stellen.“ (Ebd.). Dazu kommen Versäumnisse der Vergangenheit: Die Voraussetzung für digitales Lernen ist ein angemessenes Leitungsnetz. „Nicht vor Mitte 2022, so Bochums Breitbandkoordinator Guido Gallenkamp, werden alle 82 Schulen mit schnellen Glasfaserleitungen ausgestattet sein.“ (Ebd.)