Programme, Marathon und Maßnahmen, Doppelwumms

Beitrag Michael Schrader
Das Thema Bildung(skatastrophe) ist aufgelegt – sowohl für Kitas (= Elementarbildung) und die Schulen. Das erkennt man unter anderem daran, dass die Medien dem immer mehr Raum geben. So wurden beispielweise in der Zeit vom 5. Januar bis zum 9. Februar 2023 in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) insgesamt (inklusive Lokaltteil Bochum) 24 Artikel/Berichte/Kommentare hierzu publiziert – mit unterschiedlichen Zugängen, einem breiten Themenspektrum und einer Vielzahl von Maßnahmenvorschlägen. Eine Übersicht über diese Veröffentlichungen finden Sie am Ende dieses Blogs. Im Folgenden der Versuch, etwas Ordnung und Systematik in dieses für die Zukunft der heranwachsenden Generation und auch für die unserer Gesellschaft zentralen Handlungsfeld zu bringen.

Dabei geht es zunächst einmal darum, sich die Dimension des sich zuspitzenden Personal- und Fachkräftemangels bewusst zu machen; dies im Folgendem für die Elementarbildung:

Fachkräftebedarf/-mangel in NRW bis 2030
“Die Zahl der Beschäftigten in Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen ist von 2018 bis 2022 um 18,3 Prozent gestiegen. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, waren Anfang März 2022 insgesamt 136.473 Personen als pädagogisches, Leitungs- oder Verwaltungspersonal in Kitas beschäftigt. Am 1. März 2018 waren dies noch 115.382 Beschäftigte gewesen. Etwas mehr als die Hälfte des Personals (52,5 Prozent) arbeitete 2022 wöchentlich 38,5 Stunden oder mehr. Rein rechnerisch würde sich das Kita-Personal auf 113.541 Vollzeitstellen belaufen. Das sind 19,0 Prozent mehr als 2018 (damals: 95.410).“ Quelle: Landesbetrieb IT.NRW – Statistik und Dienstleistungen

Wenn man davon ausgeht, dass
– wir schon jetzt einen Fachkräftemangel haben;
– nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen in NRW 2023 über 100.000 Kita-Plätze mit einem zusätzlichen Fachkräftebedarf von 24.000 Vollzeitstellen (siehe Blog vom 27.10.2022);
– der Ausbau der Kindertagesplätze, vor allem im U3-Bereich noch nicht abgeschlossen ist (aktuelles Platzangebot von 60 Prozent für Kinder im zweiten und dritten Lebensjahr (39 Prozent 0 bis 3 Jahre), Quelle: Ministerium NRW für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration;
– ab 2026 (bis 2029) der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in den Grundschulen umgesetzt wird mit einem zusätzlichen Fachkräftebedarf von 100.000 Stellen; Quelle Bertelmanns-Stiftung;
– nach wie vor die Personalschlüsselempfehlungen – also die Relation von Fachkräften und Kindern; aktuell bei den U3-Kindern bei 1:4 statt 1:3 – der Bertelsmann-Stiftung nicht umgesetzt werden (zusätzlicher Fachkräftebedarf ca. 20 Prozent, siehe Blog vom 03.06.2018);
– zusätzlicher Platzbedarf entsteht durch weitere mögliche Zuwanderung von Asylbewerber*innen, Kriegs-, Klima- und Hungerflüchtlingen, angeworbenen ausländischen Arbeitskräften etc.
kann man davon ausgehen, dass in NRW bis zum Ende dieses Jahrzehnt bis zu 250.000 Vollzeitkräfte in den Kitas und im offenen Ganztag benötigt werden. Das ist deutlich mehr als eine Verdopplung! Auch im schulischen Bereich wird sich der Lehrerkräftemangel in den nächsten Jahren (weiter) zuspitzen.

Anforderungen, Erwartungen an die Politik
Wo führt das hin? Was muss oder müßte getan weredn? Was ist das leistbar? Wie kann die Politik vorgehen? Wie (schnell und umfassend) kann oder müsste sie reagieren? Diesbezüglich lassen sich drei Interventions- bzw. Gestaltungsebenen unterschieden:

1. Programme: Alltagshelfer*innen und Sprach-Kitas
Wir hatten schon darüber berichtet, dass das Programm der Alltagshelfer*innen weitergeführt werden soll (zunächst bis zum 31.7.2023) und dass ab 1.8.2023 das bisherige Bundesprogramm der Sprach-Kitas vom Land NRW übernommen wird (siehe Blog vom 25.11.2022). Fazit 1: Das ist sinnvoll. Keine Frage! Aber es wird kurzfristig kaum mehr als die aktuelle Situation festgeschrieben…

2. Marathon und Maßnahmen
Josefine Paul, die Familien- und Integrationsministerin in NRW, hatte mit Blick auf den aktuellen und in den nächsten Jahren drastisch zunehmenden Personal- und Fachkräftemangel in der Elementarbildung und die erforderlichen Maßnahmen von einem „Marathon“ gesprochen und betont, dass die von Schwarz-Grün geplante „Fachkräfteoffensive für frühkindliche Bildung“ eine hohe Priorität habe (siehe Blog vom 27.10.2022). Sie hatte im Herbst noch offen gelassen, was konkret geplant sei. Hier hat die Landesregierung in der letzten Januarwoche diesen Jahres nachgelegt und sich über vier Maßnahmenbereiche für den „Marathon“ verständigt: „Mit mehr Quereinsteigern, erleichterter Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und dem Ausbau des Studien- und Ausbildungsangebotes in Erziehungsberufen wollen CDU und Grüne den massiven Fachkräftemangel in den NRW-Kitas lindern. Einen entsprechenden Antrag verabschiedeten die Regierungsfraktionen am Donnerstag (26.01.2023) mit ihrer Landtagsmehrheit… Zu den Maßnahmen gehöre (auch) der Einsatz von Verwaltungsassistentinnen in Kitas, die pädagogische Fachkräfte und Kita-Leitungen von administrativen Aufgaben entlasten sollen“. (WAZ 27.01.2023) Fazit 2: Man kann nur hoffen, dass der „Marathon“ in hoher Geschwindigkeit gelaufen wird – alle vier angesprochenen Maßnahmen sind sinnvoll. Auch dies ist keine Frage! Mit Blick auf Haushaltsbeschränkungen und bürokratische Prozesse, die Anforderungen an die  Ausweitung von Ausbildungsplätzen sowie der Dauer der Ausbildung und vor allem die dramatische Zunahme des Personalbedarfs bis 2023 wird dieser günstigstenfalls leicht abgefedert… Und weitere Maßnahmen sind denkbar, z.B.: „Ampel will Mütter aus der Teilzeit holen – Frauen könnten helfen, den Fachkräftemangel zu verringern – doch viele von ihnen sind wegen Kinderbetreuung nicht in der Lage, mehr zu arbeiten“ (WAZ 23.01.2023) – Fachkräftestrategie der Bundesregierung: „Allerdings arbeitet gut jede zweite weibliche Beschäftigte in Teilzeit.“ – In den Kitas sind das knapp 50 Prozent der Beschäftigten! Da steckt durchaus Potenzial drin! – Hubertus Heil: „Schon eine zehnprozentige Erhöhung des Arbeitsumfangs bei Frauen in Teilzeit… würde 400.000 zusätzlichen Vollzeitstellen entsprechen.“ Es geht u.a. um die „Weiterentwicklung des Steuerrechts…(:) `Erwerbsanreize bei niedrigen Löhnen´“. Mal sehen, was aus den Planungen, dem „Marathon“ wird. Wir werden weiter darüber berichten. Ich befürchte aber, das wird alles nicht reichen. Wir brauchen -ähnlich wie beim Sondervermögen für die Bundeswehr und mit Blick auf die duch Putin´s Krieg ausgelöste Energiekrise auch für die Bildung einen…

3. Doppelwumms
Dieser muss mit Blick auf die Bildung zwei Bausteine haben: Baustein 1: Die Politik muss soviel Geld in die Hand nehmen, wie benötigt wird. Allein in den Schulen haben wir schon seit Jahren ein Sanierungsstau von 50 Milliiarden €. Wir reden von einem Sondervermögen für die Bildung im dreistelligen Milliardenbereich. Baustein 2: Wir müssen das gesamte Bildungssystem neu aufstellen, uns trauen, die Drei- bzw. Viergliedrigkeit, die Verteilung der Kinder in die verschiedenen Schultypen ab der 5. Klasse zu beenden, die Elememantarbildung so zu stärken, dass jedes Kind gut für den Einstieg in die Schule vorbereitet ist. Auch hierzu einige Überlegungen, Ansatzpunkte und Vorschläge:

Keine Symbolpolitik
„Unseren Kindern und Jugendlichen gehört die Zukunft. Daher werde ich mich dafür einsetzen, dass sie unter bestmöglichen Bedingungen aufwachsen. Hierbei nimmt die frühkindliche Bildung eine zentrale Rolle ein. Alle Akteure in der Kindertagesbetreuung leisten seit über zwei Jahren Außergewöhnliches, um frühkindliche Bildung auch in Pandemiezeiten bestmöglich zu gewährleisten. Dafür bedanke ich mich persönlich und ausdrücklich!“ – so Josefine Paul, die aktuelle NRW-Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration am 29.7.2022 in einem Brief an Eltern und Familien, Beschäftige in Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflegepersonen usw. Dem kann man zustimmen! Aber dem müssen auch Taten folgen. Daran – an den „bestmöglichen Bedingungen“ – werden Josefine Paul und die schwarz-grüne Landespolitik zu messen sein. Alles andere ist Mangelverwaltung. Und so sollte man es dann auch benennen!

Kinder haben keine Lobby“ – Kommentar von Theresa Martus (WAZ 9.2.2023)
„Menschen unter 20 Jahren machen gerade einmal ein  Fünftel der Bevölkerung aus. Wahlberechtigt sind gerade mal drei Prozent. Jede mittelgroße Industriebranche weiß einen schlagkräftigen Interessenverband hinter sich. Kinder und Jugendliche haben an ihrer Seite dagegen nur gemeinnützige Vereine. Entsprechend liegt vieles im Argen, was für sie essentiell ist: Die Krise des Bildungssystems, von der Kita bis zum Abitur, wird vielstimmig betrauert, allein – von einem 200-Milliarden-Doppelwumms für Schulen (und Kitas oder Bildung) ist bislang nichts zu sehen. Die Klimakrise? Schon wichtig. Wer deswegen aber vorschlägt weniger Autobahnen zu bauen, macht sich der Radikalität verdächtig. Ein starkes Signal wäre: Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen, sobald wie möglich. Es gibt keinen Grund zu warten.“ – Kinder, Jugendliche, Heranwachsende sind die Zukunft! Daran müssen Parteien sich orientieren; das sollten sie in den Vordergrund rücken und nicht Wahlergebnisse, Legislaturperioden, Machterhalt usw.

Kinderbetreuung und Gerechtigkeit – Die Mutter aller Antworten von Nele Pollatschek (Süddeutsche Zeitung 07./08.01.2023)
Es ist wissenschaftlich hinreichend unterfüttert, dass ein  umfassendes Betreuungsangebot im Elementarbereich die Gleichberechtigung von Männern und Frauen und die frühkindliche Bildung, v.a. der Kinder aus bildungsungewohnten und Migrationsfamilien, deutlich voran bringt. Hierzu einige Zitate aus dem Beitrag von Nele Pollatschek:
„Unabhängig von allen Märkten und Technokraten, allen EU-Vorschriften, allen komplexen Grabenkämpfen und Scheindebatten, die politisches Handeln so schwierig machen, ist jede Handlung politisch, die zu einer Verbesserung der Betreuungssituation führt. Denn es gibt kaum eine Maßnahme, die so viele gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, so viele politische Maßnahmen gleichzeitig materiell verbessert wie ein umfassendes Betreuungsangebot. Man muss gar keine Kinder haben, um das zu begreifen. Es reicht ein Blick in die Statistik.“
„Die Gender-Pay-Gap ist an erster Stelle eine Mütter-Pay-Gap, 70 Prozent der deutschen Mütter arbeiten gar nicht oder in Teilzeit. Bei Paaren mit Kindern steuert die Frau im Schnitt 22,6 Prozent zum Familieneinkommen bei – den Rest der Mann (was ich übrigens als Mann nicht prickelnd fände). Unter Alleinerziehenden ist das Armutsrisiko besonders hoch – und die sind in der Regel (87 Prozent) Frauen… Das Problem lässt sich nicht mit Sprache und Quoten regeln, sondern nur dadurch, dass man Frauen die Möglichkeit gibt und sie darin unterstützt, die Care-Arbeit abzugeben.“
„Betreuung hilft nicht nur Frauen, sondern auch ihren Kindern. Seit den Sechzigern belegen Studien, dass die (Kinder), deren Mütter früher wieder arbeiten, besser bei Intelligenztests abschneiden. Eine Studie der Universität Dresden mit 4000 Probanden zeigte, dass Kinder, die schon in den ersten zwei Jahren auch fremdbetreut werden, halb so oft an psychischen Störungen und Hyperaktivität leiden wie jene, die erst ab dem vierten Lebensjahr betreut werden. In Harvard fanden Wissenschaftler heraus, dass Mädchen, deren Mütter arbeiten, später bessere Karrieren haben, mehr verdienen, gleichberechtigtere Beziehungen führen als Töchter von Vollzeitmüttern.“
„Auf Basis von Daten des Nationalen Bildungspanels hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung gezeigt, dass Kinder, die früher in die Kita kommen, bessere kommunikative Fähigkeiten besitzen, durchsetzungsfähiger, flexibler, verantwortungs- und selbstbewusster sind. Was übrigens nichts über die Qualität der Eltern, vorwiegend Mütter, sagt, aber viel über die menschliche Natur. Wir sind soziale Tiere – die Rolle, die einst der Großfamilie und dem Dorf zukam, übernimmt die Kita auf eine Art, auf die es kein Einzelner leisten kann. All diese Vorteile sind unabhängig vom Einkommen und Bildungshintergrund der Eltern. Eklatant wird es, wenn man diese Faktoren mit einbezieht. Nach drei Jahren Pandemie wissen wir, wie eklatant. Kita-Kinder aus benachteiligten Familien haben nach den Lockdown-Jahren einen doppelt so hohen Förderungsbedarf wie davor. Seit Beginn der Messungen wurden nie so viele Kinder vernachlässigt, misshandelt und sexuell missbraucht wie im Lockdown-Jahr 2020.“
Fazit: „Die Aufgabe des Staates ist es nicht, sicherzustellen, dass Menschen sich selbst verwirklichen können, sondern die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Menschen zum Funktionieren des Staates beitragen können – und das tun sie, wenn sie Kinder bekommen -, ohne dass ihnen daraus finanzielle oder berufliche Nachteile erwachsen (nicht nur, weil es gerecht ist, sondern weil es wirtschaftlich allen zugutekommt). Die Aufgabe des Staates ist es, Sorge zu tragen, dass Kinderbetreuung zu jeder Uhrzeit, zu der Menschen potenziell arbeiten wollen, in Anspruch genommen werden kann. Und zwar so günstig, dass jeder sich das leisten kann. Das heißt: potenziell 24 Stunden am Tag, umsonst, für alle. Ob, wie oft und wie lang man dieses Angebot in Anspruch nimmt, ist Privatsache.“ Und: Dieses umfassende Betreuungsangebot muss fachlich und personell auf einem hohen Niveau (= „unter bestmöglichen Bedingungen“ Josefine Paul)  umgesetzt werden, damit jedes Kind optimal individuell begleitet, unterstützt und gefördert werden kann.

„Talentförderung und kulturelle Teilhabe unter dem Dach einer echten Ganztagsschule“ – Ausgesiebt von Lisa Graf (Süddeutsche Zeitung 07./08.01.2023)
Unser Bildungssystem reproduziert die gesellschaftliche Schichtenzugehörigkeit und ist damit mitverantwortlich für fehlende Chancengleichheit und Bildungsungerechtigkeit und – weil damit viel Bildungspotenzial verschenkt wird –  in zunehmenden Maße für den Fachkräftemangel. Auch hierzu, warum das so ist und wo es hin gehen sollte, einige Zitate:
„Damit Jugendliche den für sie richtigen Weg finden, braucht es dringend jemanden, der nah dran ist, hinguckt und in den richtigen Momenten an der Kapuze zieht. In bildungsbürgerlichen Milieus übernehmen das meist die Eltern. An sogenannten Brennpunktschulen fällt diese Rolle dagegen oft den Lehrkräften zu. Doch das ist fatal. Denn obwohl ich dort unzählige engagierte Menschen kennengelernt habe: Niemand kann 30 orientierungslose Kinder gleichzeitig ermutigen und quasi nebenher noch so etwas wie Unterricht halten.“
„…, was das Bildungssystem mit seinen leeren Behauptungen über die eigene Durchlässigkeit zu kaschieren versucht: dass es ein Oben und ein Unten gibt und dass diejenigen, die unten starten, in der Regel auch dort bleiben. Während die Elternschaft auf dem Gymnasium zu mehr als 60 Prozent aus Akademikern besteht, sind es auf den Hauptschulen gerade mal 17 Prozent. Mehr als die Hälfte der Eltern an Hauptschulen haben selbst eine Hauptschul- oder gar keinen Schulabschluss. Es ist, als hätten die Eltern magnetische Kräfte, die Kinder entweder auf der einen oder anderen Seite zu halten.“
„Weil zu viele bedürftige Kinder auf zu wenige Lehrkräfte kommen. Weil es an Schulen keinen Platz und kein Geld für ausreichend Sozialarbeiter und erst recht nicht für Psychologinnen und andere nötige Fachkräfte gibt. Weil Haupt- und Realschulen, gerade in ökonomisch schwierigen Regionen, systematisch benachteiligt werden. Aufgrund der fehlenden politischen Unterstützung ist der Verschleiß an Lehrkräften dort extrem hoch: Sie stellen Versetzungsanträge oder treten die Stellen erst gar nicht an, weil sie von den Zuständen gehört haben. Die Folge: Die Schulen laufen chronisch unterbesetzt immer irgendwie weiter, eingebunden in ein Mangelmanagement.“
Perspektive: Schule neu aufstellen! „Wir haben genug an unserem kränkelnden Bildungssystem herumgedoktert. Lasst es uns komplett abreißen und nach finnischem Vorbild neu aufbauen: Eine Schule für alle von der ersten bis zur neunten Klasse. Talentförderung und kulturelle Teilhabe unter dem Dach einer echten Ganztagsschule, statt die Nachmittage allein den so unterschiedlich ausgestatteten Elternhäusern zu überlassen. Dazu: mehr Lehrkräfte, sanierte Schulgebäude, multidisziplinäre Teams aus Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen und medizinischen Fachpersonal. Die können große Teile der sozialpsychologischen Arbeit von den Schultern der Lehrkräfte nehmen. Sie können die Kinder begleiten, fördern und unterstützen – unabhängig vom Kontostand, der psychischen Gesundheit und dem kulturellen Hintergrund der Eltern. Doppelwumms, wann kommst du endlich?“ Das ist ein `dickes Brett´! Mehr als eine Herausforderung. Trauen wir uns das zu? Wir können auf Erfahrungen zurückgreifen: Die Bildungsreform Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre, als das verpflichtende 10. Schuljahr, die Fachoberschulreife, die ersten Gesamtschulen und freie Schulprojekte auf den Weg gebracht wurden, wurde dann ausgebremst und die Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems sowie die Trennung der Kinder ab der 5. Klasse blieb bestehen… Auch wenn die Zahl der Gesamtschulen kontinuierlich zugenommen hat, auch weiter zunimmt und zunehmen wird. Daran gilt es anzuknüpfen.

Wir bauchen einen Doppelwumms in zweierlei Hinsicht: Die nötigen Mittel, das Sondervermögen Bildung im dreistelligen Milliardenbereich, und den kollektiven Mut zur Innovation. Auf geht´s! Legen wir das Thema auf, machen wir Druck, schieben wir die Politik an, verbünden wir uns mit denen, die auch in dieser Richtung wollen. Das Thema ist aufgelegt – 24 Artikel in der WAZ in gut einem Monat.

Übersicht/Anhang: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) vom 05.01. bis 09.02.2023
09.02.2023
Das Leid der Kinder unter Corona – Drei von vier sind seit der Pandemie psychisch belastet. Was die Bundesregierung plant
09.02.2023
Kinder haben keine Lobby – Eine Generation gezeichnet von Corona-Maßnahmen (Kommentar Theresa Martus)
06.02.2023
Sozialindex für Schulen wirkt noch nicht – Abstand zwischen Schulen in armen und reichen Vierteln wird beim Abitur sogar noch größer
04.02.2023
Einladung an die Welt – Bei der fieberhaften Suche nach Fachkräften im Land hilft die Zentralle ZFE in Bonn
04.02.2023
Personalmange: Experten warnen vor „Kollaps“ in der Pflege
04.02.2023
Lehrerverband fordert Regeln für den Einsatz von KI – ChatGPT können das „System Schule auf den Kopf stellen“
03.02.2023
Kitas: Mehr Erzieher, aber auch mehr Kinder
01.02.2023
KI fordert neue Regeln für Studium und Schule – Ruhr-Uni, Landesregierung und Schulministerium erarbeiten Richtlinien zum Umgang mit Sprachrobotern wie ChaGPT
01.02.2023
Neues Konzept gegen Kita-Personalmangel – Aachen will Menschen ohne pädagogische Ausbildung mithelfen lassen. Das Modell stößt auf Zustimmung und Skepsis
31.01.2023
„Das ist der Wahnsinn“ (Thema des Tages Fachleute fordern: Lehrer sollen mehr arbeiten) – Die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission werden heftig kritisiert. Der Lehrermangel könne mit den vorgeschlagenen Maßnahmen nicht bekämpft werden
27.01.2023
NRW will Quereinsteiger in Kitas holen
23.01.2023
Fachkräftemangel belastet Kitas – mit Folgen – Kommen zusätzliche Erkrankungen dazu, muss die Betreuungszeit reduziert werden. Der Arbeitsmarkt ist leer
23.01.2023 (Bochum)
Auf der Suche nach Personal – Kita-Verbände und Stadt nutzen viel Wege, um Fachkräfte zu erreichen
23.01.2023
Ampel will Mütter aus der Teilzeit holen – Frauen könnten helfen, den Fachkräftemangel zu verringern – doch viele von ihnen sind wegen Kinderbetreuung nicht in der Lage, mehr zu arbeiten
23.01.2023
Fachkräftemangel: Die Rezepte der anderen – Immer mehr Stellen bleiben in vielen Ländern unbesetzt. Doch Not macht auch erfinderisch: Was Deutschland übernehmen könnte
21.01.2023
Die Dienstleisterin – Dorothee Feller ist die erste NRW-Schulministerin, die vorher weder Lehrerin noch Politikerin war. Wer ist die Frau und wie ist es ihr bisher ergangen im angeblich schlimmsten Amt, das die Landespolitik zu vergeben hat?
21.01.2023
Die Ministerin und ihre Hausaufgaben –Was Dorothee Feller über ihr Bildungsideal und ihren Arbeitsstil sagt
21.01.2023
„Kinder bleiben auf der Strecke“ (Frage des Tages Weniger Unterricht – Ist die Forderung der Lehrerinnen und Lehrer richtig?) – Die Forderung der Lehrerschaft nach einer Stundenreduzierung ist für viel nachvollziehbar. Dies dürfe aber kein Dauerzustand sein, es müsse daher viel mehr in Bildung investiert werden
21.01.2023 (Bochum)
Am Freitag gibt´s wieder Noten – Schülerinnen und Schüler erhalten ihre Halbjahreszeugnisse. Sinnvoll oder längst überholt?
20.01.2023
Grundschulen am Limit –Zu wenig Lehrkräfte arbeiten mit zu vielen Kindern, die weit mehr Förderung benötigen
20.01.2023
Mehr Geld für arme Kinder – Familienministerin legt die Eckpunkte für Kindergeldsicherung vor und nennt Details
17.01.2023
Studie zeigt: Herausforderungen in den Kitas sind hoch – Aktuelle Auswertung der TU Dortmund –neben positiven Entwicklungen spitzen sich auch Probleme weiter zu
14.01.2023
Streit um „Migrationsquoten“ an Schulen – Der Vorstoß von Lehrerverbands-Präsident Heinz-Peter Meidinger stößt in NRW auf Skepsis
13.01.2023 (Bochum)
Schüler kritisieren Container-Klassen – Bezirksschülervertretung will dauerhafte Lösungen und fordert neue Unterrichtsgebäude
11.01.2023 (Bochum)
Schulen können IPads oft nicht richtig nutzen – Tausende Geräte wurden verteilt – doch häufig fehlt gutes Internet. Großteil der Arbeit bleibt an Lehrkräften hängen
11.01.2023 (Bochum)
Infos zum Quereinstieg in den Lehrerberuf
07.01.2023
„Das ist erst der Anfang“ – Der Textgenerator ChatGPT sorgt für Aufregung an Schulen und Hochschulen. Die Künstliche Intelligenz kann Referate oder ganze Hausarbeiten schreiben. Experten empfehlen die Rückkehr zur mündlichen Prüfung
07.01.2023 (Bochum)
An sechs Schulen fehlen Leiter – weitere folgen – Leitungen von drei weiteren Schulen gehen bald in den Ruhestand. Das hat Konsequenzen für den Schulaaltag
06.01.2023
Personalausfälle: Kita-Eltern unter Druck – Durch die Infektionswelle fallen die ohnehin schon raren Fachkräfte öfter aus. Eine Belastungsprobe auch für Eltern.
05.01.2023
„Zeitbombe Altschulden 2023 entschärfen“ – NRW-Städtetag: Großbaustelle bleibt auch die Schulpolitik