NRW Familienminister Stamp kündigt Personalgewinnungsprogramm an

In dieser Woche hatte ich Gelegenheit mit Blick auf die eingeschränkte Regelbetreuung ab dem übernächsten Montag (8.6.) in NRW mit 6 Kita-Leitungen (Köln, Münster) über die personelle Situation der jeweiligen Einrichtung zu sprechen: Einrichtungen in der Größe von einer bis zu vier Gruppen, drei davon ausschließlich für die U3-Betreuung. Nur drei der Einrichtungen verfügen über ihr komplettes Personal. Die drei anderen Einrichtungen haben aus verschiedenen Gründen (Risikogruppe, Dauererkrankung, unbesetzte Stellen) Personaldefizite, sehen sich aber trotzdem personell in der Lage die Ausweitung der Betreuung sicherstellen zu können. Mich hat diese insgesamt positive Bilanz einerseits gefreut und andererseits überrascht, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Meine „Umfrage“ ist natürlich alles andere als repräsentativ. Die sechs Beispiele könnten für einen positiven Trend stehen, aber genauso gut auch ein zufälliger Glückstreffer sein?!?

Personalbedarf identifizieren
Hier wäre also insgesamt breiter und genauer hinzugucken. Das wäre nach meinem Verständnis die Aufgabe der lokalen Jungendämter in Kooperation mit den Trägern hier zeitnah verlässliche Daten einzusammeln. So ließe sich der wirkliche Handlungsbedarf identifizieren. Das könnte die Gesamtsituation in den Einrichtungen deutlich entspannen und vor allem die Leitungen entlasten, wenn das gleichzeitig mit der verbindlichen Zusage verknüpft wird, da wo Personalengpässe im Einzelfall entstehen, zusätzliche personelle Ressourcen bereitzustellen.

Personalgewinnung – aber wie?
NRW Familienminister Stamp hat in seiner Presseinformation – 399/05/2020 (Seite 3 unten) sich in diese Richtung bewegt. Er hat ein „Personalgewinnungsprogramm, mit dem Hilfskräfte für die Kitas gewonnen werden sollen, die die pädagogischen Fachkräfte vor Ort entlasten (z.B. Händewaschen, Schuhe an- und ausziehen usw.)“ angekündigt. Bisher ist allerdings  – zumindest meines Wissens – nicht konkretisiert, wo die Personalgewinnung angesiedelt wird und wer für diese zuständig ist. Soll sich jede Kita selber darum kümmern und das Land übernimmt dann die Personalkosten? Ist das eine Trägeraufgabe? Sollen die örtlichen Jugendämter mit Unterstützung der Personalämter, gg.falls der Jobcenter das übernehmen? Wird das möglicherweise zu bürokratisch? Welche Kooperationspartner vor Ort könnten/sollten hinzugezogen werden? Entscheidend wäre, dass das zügig angegangen wird: Ein dezentrales gut vernetztes digitales informations-, Kommunikations- und Vermittlungssystem aller Beteiligten vor Ort, in dem der kitabezogene Bedarf und zur Verfügung stehende Arbeitskräfte möglichst täglich eingegeben und aktualisiert werden.

Federführung Hochschulen?!
Möglicherweise kann in Zusammenarbeit mit den Hochschulen eine solche Vermittlungsagentur zeitnah auf den Weg gebracht werden, da es in einigen Hochschulen offensichtlich Interesse gibt, sich in der einen oder anderen Weise unterstützend einzubringen: „Wissenschaftler aus der Region wollen Schülern in den Sommerferien Unterstützung anbieten, um während der Schulschließungen versäumten Lernstoff nachzuholen. Gemeinsam mit Studierenden der Lehramtsfächer sowie aus Psychologie und Erziehungswissenschaft entwickeln mehr als 20 Bildungsexperten der drei Ruhrgebietsuniversitäten Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen ein speziell auf benachteiligte Kinder zugeschnittenes Ferienangebot.“ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung [WAZ] vom 27. Mai 2020).Hier wird mölicherweise ein Grundstein gelegt, der sich zugunsten der Personalgewinnung für Kitas ausbauen ließe. Vorausetzung hierfür: Grünes Licht vom Land!

Und sonst
– Nachdem die Elternbeiträge für die Kitas in den Monaten April und Mai vollständig ausgesetzt worden sind, werden in den Monaten Mai und Juni wieder (nur) 50 Prozent fällig. (WAZ vom 27. Mai 2020)
– Nach einer Entscheidung des Landessozialgerichts NRW haben Schüler*innen im Rahmen der Grundsicherung einen Anspruch auf Tablet.. (WAZ vom 26. Mai 2020)
– „Vor allem Patchwork-Familien leiden – Eltern, die getrennt erziehen, haben Mühe mit dem Umgangsrecht: die Kontaktspreren in der Coronakrise verschärfen oft die Konflikte.“ (WAZ vom 26. Mai 2020)
– „Eng, voll und ungelüftet: Die Gefahrenorte der Pandemie – Der Virologe Christian Drosten warnt vor einer Ansteckung durch Aerosole sie seien gefährlicher als Schmierinfektionen.“ (WAZ vom 26. ami 2020)
– „Drohen massive Bildungslücken? – Eltern, Lehrer und Erziehungswissenschaftler befürchten Rückstände durch wochenlange Schulschließungen: Benachteiligte Schüler sind besonders betroffen:“ (WAZ vom 25. mai 2020)