Kita-Qualität aus Kindersicht

Die QuaKi-Studie
… DAS ist doch mal ein interessanter Blickwinkel: Was finden KINDER eigentlich wichtig in ihrer Kita? Was macht für sie „gute Kita-Qualität“ aus? – Dazu gibt es jetzt eine Studie, vorgelegt vom DESI-Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration, veröffentlicht im Juli. Auch wenn manche/r Akademiker/in vermutlich Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Erhebung (beteiligt waren 6 ausgewählte Kitas) anmelden wird: Da hat endlich mal jemand die Kinder gefragt! Das finde ich einen wichtigen Impuls für die ganze Kitaqualität-Debatte.

Um herauszufinden, was Kindern in ihrer Kita wichtig ist, hat das Forschungsteam (Iris Nentwig-Gesemann, Bastian Walther, Minste Thedinga) mit Kita-Kindern Zeit verbracht, geredet und gespielt: je zwei Tage in jeder der beforschten Kitas. Mit möglichst offenen Fragen und durch aufmerksames Begleiten der Kinder haben sie eine Fülle von Erzählungen, Berichten, Meinungen, Informationen und Beobachtungen gesammelt, die sie – zusammen mit Fotos, Kinderzeichnungen und Videos – aufgeschrieben haben. Das Ergebnis sieht ein bisschen aus wie Lerngeschichten in Kita-Portfolio-Ordnern. Aus diesem Material haben die Forscher/innen dann die zentralen Kinderaussagen zu Kita-Qualität herausdestilliert.

Dies kam heraus:

Eine Kita ist aus Kindersicht eine gute Kita,…

·         Wenn sie sich dort sowohl als eigenständige Person als auch der Gemeinschaft zugehörig fühlen können, das heißt:

o   Ihnen ist es wichtig, als Individuum gesehen und wertgeschätzt zu werden.

o   Ihnen ist es wichtig, Raum für ihre individuelle Persönlichkeitsentfaltung zu haben.

o   Ihnen ist es wichtig, sich in der Gruppe sicher und zugehörig zu fühlen.

·         Wenn sie sich als kompetent erleben können, das heißt:

o   Ihnen ist es wichtig, in ihrem Können Bestätigung zu erfahren.

o   Ihnen ist es wichtig, die Freiheit zu haben, ihre Erfahrungen zu sammeln.

o   Ihnen ist es wichtig, ihre eigenen Themen forschend bearbeiten zu können.

o   Ihnen ist es wichtig, sich in ihrer Kita auszukennen.

·         Wenn sie Möglichkeiten der Selbst- und Mitbestimmung erfahren, das heißt:

o   Ihnen ist es wichtig, eigene Persönlichkeitsrechte respektiert zu fühlen.

o   Ihnen ist es wichtig, sich beteiligen und mitentscheiden zu dürfen.

o   Ihnen ist es wichtig, zu erfahren, dass es manchmal auch Ausnahmen von Regeln gibt.

All diese Punkte sind sicherlich aus Pädagogensicht keine großen Überraschungen; es sind Aspekte, die von einer beziehungsorientierten, partizipativen Pädagogik längst vertreten werden. Das große Verdienst der Studie ist es aber, so finde ich, die Dinge aus Kindersicht angesehen zu haben und zu beschreiben. Und sie dann einzubringen in die Qualitätsdebatte. Wenn wir diese Ergebnisse ernst nehmen, so heißt das doch, dass ein gutes Kita-Qualitätskonzept sicherstellen sollte, dass Kinder all diese Dinge erleben dürfen, die ja Bedingungen für ihr Wohlbefinden in der Kita sind – eine Voraussetzung dafür, dass sie sich gut entwickeln können (das ist z.B. auch die Grundidee des Leuvener Modells, eines Beobachtungssystems, das die Qualität von Bildungsprozessen in den Blick nimmt).

Daher ist die Studie aus meiner Sicht ein guter neuer Impuls, die Kita-Qualitätsentwicklung auf pädagogischer Fachlichkeit aufzubauen und dabei die Kinder ins Zentrum zu stellen.

Gabriele Dahle

Hier ist der Link zur QuaKi-Studie:           – Zusammenfassung

                                                                       – Abschlussbericht komplett

Infos zum erwähnten Leuvener Modell