Eine Momentaufnahme

Gastbeitrag von Alexandra Knoch
Seit mehr als 1,5 Jahren beherrscht das Coronavirus nun unseren Alltag. Genau wie in allen anderen Kinderbetreuungseinrichtungen mussten wir uns in der Kita am Wald e. V. in Castrop-Rauxel an diverse strenge Vorgaben zum Gesundheitsschutz halten und freuten uns über die Lockerungen, bevor die Vorgaben letzten Endes wieder verschärft wurden. Kurzzeitig lag die Inzidenz der an Corona Erkrankten in NRW unter 10 und es schien endlich ein Ende der bedrohlichen Lage in Sicht. Doch erneut steigen die Inzidenzzahlen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen und wir beobachten die Belegungszahlen auf den Intensivstationen, ebenso wie die Anzahl der an Corona Verstorbenen. Welche Auswirkungen hat das Virus noch auf unsere Arbeit? Wie eingeschränkt oder offen sind unsere Möglichkeiten und wie gestaltet sich unser Alltag? Ich berichte Ihnen heute, wie sich einige Bereiche unseres Arbeitsalltages momentan gestalten.

Geimpft, genesen, getestet
In unserer Einrichtung sind mittlerweile alle Erzieherinnen vollständig geimpft, was für alle eine große Erleichterung ist. Zum Schutz der Kinder und ihrer Familien lassen wir uns zusätzlich zweimal in der Woche freiwillig testen, nicht zuletzt auch aus Respekt vor möglichen Virusvarianten, vor denen auch die Impfung nicht ausreichend schützt. Bis auf wenige Ausnahmen testen die Eltern ihre Kinder mit Spucktests beim ersten Auftreten von Erkältungssymptomen. Dadurch fühlen wir uns nicht mehr ganz so unsicher und dem Virus ausgeliefert, wie noch vor einem Jahr. 
Bei Veranstaltungen wie Elternabenden oder Mitgliederversammlungen gilt die 3G-Regelung, wie mittlerweile überall im öffentlichen Bereich. Nur genesene, vollständig geimpfte oder getestete Eltern nehmen an diesen Treffen teil. Andere interne Veranstaltungen (Großelterntag, Sommerfest, Elternnachmittage etc.) bieten wir in Hinblick auf die hohen Inzidenzzahlen bei Kindern noch nicht wieder an. Elterngespräche finden mit Mund-Nasen-Schutz oder mit aktuellem Testergebnis wieder in persönlichem Kontakt und nicht mehr über Zoom statt.

Eltern dürfen wieder in die Kita
Die Eltern dürfen nach über einem Jahr endlich die Einrichtung wieder betreten. Es besteht innerhalb unserer Räumlichkeiten Maskenpflicht und die Eltern sind angehalten, sich nicht länger als nötig in der Kita aufzuhalten, vor allem nicht zu den Zeiten, in denen besonders viele Eltern ihre Eltern abholen (zwischen 14:30 Uhr und 15:00 Uhr). Dennoch gibt es für die Eltern dadurch immer wieder die Möglichkeit zu Tür-und-Angel-Gesprächen, nach dem Eigentum ihrer Kinder zu suchen, den Bestand der Wechselkleidung zu überprüfen und -wenn auch nur kurz- ihr Kind im Kitaalltag wahrzunehmen. Insbesondere diese drei Aspekte fehlten den Eltern beim Bringen oder Abholen der Kinder sehr. Wir sehen die Familien erleichtert, dass das nun wieder möglich ist.

Was bedeutet “krank sein”?
Zum Unmut einiger Eltern sind wir nach wie vor relativ streng, was das Auftreten von Krankheitssymptomen bei den Kindern betrifft. Kinder mit mindestens zwei Krankheitssymptomen lassen wir direkt abholen, damit es bis zu seiner Genesung zuhause betreut wird. Es ist manchmal etwas schwierig zu entscheiden, ab wann ein Kind krank abgeholt werden muss, weil soviel beachtet werden muss: So kann es sein, dass wir bei einem Kind bereits die Eltern benachrichtigen, wenn das Kind stark hustet und angeschlagen wirkt, weil das Kind im Alltag normalerweise sehr aktiv und bewegungsfreudig ist. Ein anderes Kind, das ohnehin häufig müde in die Einrichtung kommt und eher zurückhaltend auftritt, wird dafür aber erst abgeholt, wenn auch Schnupfen oder eine erhöhte Körpertemperatur eintreten. Wir müssen bei dieser Entscheidung viel von unserer persönlichen Einschätzung abhängig machen, die für die ohnehin bei der Arbeit wegen Kinderkrankentagen unter Druck stehenden Eltern manchmal nicht direkt nachvollziehbar ist.

Was ist neu? 
Aus der Zeit der Lockdowns haben wir zwei Sachen mit in unseren Arbeitsalltag übernommen, da sie sich als praktikabel und beliebt herausgestellt haben: zum einen eine gut organisierte und ansprechende Gestaltung der gruppeninternen Infowände, an denen wir unsere Arbeit präsentieren und sie dadurch für die Eltern transparenter machen wollen. Während des eingeschränkten Betriebes erfuhren die Eltern dort einiges über den Alltag ihrer Kinder, ohne mit dem pädagogischen Personal im Austausch zu sein. Die ausführlich gestalteten Infowände wurden häufig von den Eltern gelobt, daher nutzen wir sie jetzt als zusätzliches Informationstool.
Zum anderen gab die Pandemie uns letztendlich den Anstoß, vermehrt das Internet zu nutzen, um die Familien zu informieren und um mit ihnen zu kommunizieren. Die Eltern können ihre Kinder jetzt über WhatsApp von der Betreuung abmelden oder erhalten oder geben uns Infos, die beim Bringen oder Abholen vergessen wurden (“Julius ist  heute in der Leserunde eingeschlafen”, “Moritz wird heute von seiner Tante abgeholt” etc.). Auch Organisatorisches kann über WhatsApp schnell besprochen werden (“Bitte denkt daran, dass die Einrichtung am Freitag geschlossen bleibt”, “Es wäre schön, wenn ihr euren Kindern bis zum kommenden Mittwoch eine Käseschachtel für ein Bastelangebot mitbringen könntet” etc.). Einladungen zu Elternabenden, alltagsrelevante Informationen, Ministerschreiben zur aktuellen Coronasituation etc. werden per E-Mail verschickt und über eine Lesebestätigung können wir sicherstellen, dass die Eltern die Nachrichten erhalten und nicht etwa übersehen haben.

Momentaufnahme
Dieser Beitrag über unseren Alltag in Coronazeiten kann nicht mehr sein, als eine Momentaufnahme. Es war glücklicherweise lange Zeit keine Familie und kein Mitarbeiter mehr mit Corona infiziert oder in Quarantäne. Durch Impfungen und Testungen haben wir wieder etwas mehr Sicherheit.
Uns ist jedoch bewusst, dass sich unser aller Situation jederzeit ändern kann – sei es durch Erkrankungen im engsten Kreis oder aber kreis-, bzw. landesübergreifend durch hohe Verstorbenenzahlen oder Überbelastung der Intensivstationen. Es bleibt abzuwarten, was da kommt und erst dann können wir reagieren und handeln. Bis dahin tun wir unser Möglichstes, um die Kinder, ihre Familien, aber auch uns und unsere Familien und Freunde zu schützen, während wir versuchen gute pädagogische Arbeit im Rahmen unserer Möglichkeiten zu leisten.

Links und weitere Informationen: Hier finden sie die Kita am Wald in Castrop-Rauxel im Netz und hier eine Übersicht über alle Blogbeiträge zur Kita am Wald.