Die Kita-Qualität muss stimmen: Nur gute Kitas nützen den Kindern

Gastbeitrag: Gabriele Dahle
Da gab es in der vorletzten Woche einen lesenswerten Beitrag in der Welt am Sonntag im „Wissen“-Teil: „So nicht!“. Helen Schiek hat dort eine Reihe aktueller und älterer, aber sachlich immer noch aktueller Kita-Studien zusammengetragen.

Das Fazit erstaunt nicht wirklich, aber erstens kann man es nicht oft genug sagen, und zweitens ist es noch einmal wissenschaftlich belegt und mit Studien untermauert: 

1. Kinder (auch Krippenkinder) profitieren vom Besuch einer Kita. Sie sind beispielsweise sprachlich und sozial weiter als andere Kinder, und diesen Vorsprung behalten sie bis weit in ihre Schulzeit hinein.
2. Trifft dies aber nur zu, wenn sie eine GUTE KITA besuchen. Die Qualität muss stimmen.
3.  Bedeutet Kita für Kinder – besonders für die ganz kleinen, besonders im Anfang – zunächst einmal Stress (und zwar nicht unerheblich! Die Forscher haben dies anhand des Stresshormons Cortisol untersucht). Stress schadet auf Dauer Körper und Geist. GUTE KITAS können diesem Stress gezielt entgegenwirken, so dass am Ende die Vorteile-Nachteile-Bilanz für die Kinder positiv ausfällt. 

So läuft es also wiederum auf die Frage hinaus, was eine „gute Kita“ ausmacht. (Genau dieser Frage versuchen wir uns bei pragma seit über zwanzig Jahren praktisch zu nähern…) Wie müssen wir „Kita-Qualität“ verstehen und herstellen, damit sie der Entwicklung der Kinder nutzt? 

Helen Schink zitiert in ihrem Beitrag die Wiener Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert, die zwei Faktoren entscheidend findet:

1. Die Kita-Mitarbeiter/innen müssen kompetent sein. Sie brauchen notwendig umfassendes entwicklungspsychologisches Wissen, um Kinder angemessen zu unterstützen.
2. Kinder brauchen eine (zu ergänzen wäre: sensible, empathische, verlässliche, warmherzige) Bezugsperson als Begleiter/in durch den Kita-Alltag. – Dies ist nur sicher zu gewährleisten, wenn der Betreuungsschlüssel es den Mitarbeiter/innen ermöglicht, diese Rolle für die Kinder verlässlich einzunehmen. Bei einer Fachkraft für sechs oder mehr Krippenkinder (Ist-Stand z.B. in Sachsen laut Bertelsmann-Stiftung 2016) ist das nicht möglich.

Kitas sind eine echte Chance für Kinder – und zwar nicht nur, aber auch besonders für Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen. Eine Chance, sich gut zu entwickeln, ihre Möglichkeiten zu entfalten. WENN die Kitas die nötige Qualität haben. Natürlich muss dafür Geld in die Hand genommen werden; mehr als bisher, auch das zeigen Studien immer wieder (zuletzt z.B. oben genannte Bertelsmann-Studie, die fehlende fünf Milliarden Euro hochrechnet): für mehr Personal, für eine gute Aus- und Weiterbildung des Personals, für sinnvolle Qualitätsentwicklung. Aber wo sollten sich denn für eine Gesellschaft Investitionen lohnen, wenn nicht hier?

Kinder sind doch unsere Zukunft.

Wer weiterlesen möchte: Hier ist der Link zum Artikel 

Autorin: Gabriele Dahle

Autorin und Dozentin mit Schwerpunkt kindliches Lernen, forschendes Lernen bei Kindern und Entwicklung mathematischen Denkens. Mitarbeiterin der pragma gmbh: www.pragma-kita.de

Weitere Veröffentlichungen sind hier zu finden:
http://www.pragma-kita.de/fileadmin/user_upload/pdf/Publi_Bildung.pdf
http://www.pragma-kita.de/fileadmin/user_upload/pdf/Naturwissenschaften_Publikationen.pdf, http://www.pragma-kita.de/fileadmin/user_upload/pdf/Mathemati_Publikationen2017.pdf